Morgenroutine: Kaffee, Buch, Notizbuch und Smartphone liegen auf einem Tisch.

Mythos Morgenroutine: Warum nicht jeder Tag gleich starten muss

Autor

Christian Lembke

Veröffentlichung:

20. August 2024

Teilen

Die Idee einer perfekten Morgenroutine hat in den letzten Jahren massiv an Popularität gewonnen. Überall hört man davon: Erfolgreiche Menschen stehen früh auf, meditieren, trinken ein Glas Zitronenwasser, machen Sport, lesen und planen dann ihren Tag in Ruhe. Klingt fast wie das Rezept für ein erfülltes Leben, oder? Doch was steckt wirklich hinter dem Hype um die Morgenroutine? Ist sie wirklich der Schlüssel zum Erfolg, oder handelt es sich eher um einen Mythos, der nicht für jeden funktioniert? Lass uns tiefer in dieses Thema eintauchen.

Ursprung des Morgenroutine-Hypes

Die Begeisterung für Morgenroutinen stammt größtenteils aus den USA, wo Unternehmer und Selbsthilfegurus wie Hal Elrod mit seinem Buch „Miracle Morning“ die Routine als Weg zu mehr Produktivität und Erfolg propagieren. Die Idee dahinter: Wenn du deine erste Stunde des Tages unter Kontrolle hast, hast du auch den Rest des Tages im Griff.

Hier kommt der wichtigste Vorteil einer Routine zum Tragen: Gewöhne dich einmal an die Bestandteile einer Routine und sie gehen so in Fleisch und Blut über, dass du nicht mehr darüber nachdenkst und mehr Kapazitäten für andere Themen hast. Ähnlich wie Mark Zuckerberg, der jeden Tag die selben T-Shirts trägt, um den Kopf für wirklich wichtige Entscheidungen frei zu haben.

In den sozialen Medien und auf zahlreichen Blogs wird dieser Ansatz immer wieder bestätigt. Erfolgsgeschichten von CEOs, Top-Managern und Influencern, die ihre Morgenstunden akribisch planen und ihre Routinen als unverzichtbar für ihren Erfolg bezeichnen, heizen den Hype weiter an. Doch funktioniert das wirklich für jeden?

Kehrseite der Morgenroutine

Während viele Menschen von ihren Morgenroutinen schwärmen, gibt es auch eine Kehrseite, die oft unerwähnt bleibt. Nicht jeder Mensch ist ein „Morgenmensch“. Es gibt Menschen, die abends produktiver sind und morgens nur schwer in die Gänge kommen. Für sie kann die Idee, früh aufzustehen und sofort mit Aktivitäten zu beginnen, eher abschreckend wirken.

Auch der Versuch, eine Morgenroutine zu erzwingen, kann zu Stress und Frustration führen, besonders wenn die Routine zu starr ist oder nicht den individuellen Bedürfnissen entspricht. Wenn du jeden Morgen aufstehst und dich zwingst, eine Stunde zu meditieren, obwohl dir das keinen Mehrwert bringt, wirst du auf Dauer eher das Gegenteil von dem erreichen, was die Routine verspricht.

Ein weiteres Problem ist die Tendenz zur Selbstoptimierung, die mit der Verbreitung solcher Routinen einhergeht. Wer das Gefühl hat, nicht genug zu tun oder der „perfekten“ Routine nicht zu entsprechen, kann schnell unter Druck geraten. Die vermeintlich entspannte Morgenroutine wird dann zu einer zusätzlichen Belastung, statt zu einer Quelle der Energie.

Die Wissenschaft hinter der Morgenroutine

Wissenschaftlich betrachtet, gibt es keine allgemeingültige Formel für die perfekte Morgenroutine. Jeder Mensch hat unterschiedliche Schlafmuster und Biorhythmen. Einige Studien zeigen, dass sogenannte „Lerchen“ – Menschen, die früh aufstehen – tatsächlich produktiver sein können, während „Eulen“ – Menschen, die später ins Bett gehen und später aufstehen – ihre besten Leistungen am Abend erbringen. Es ist also wichtig, eine Routine zu finden, die zu deinem natürlichen Rhythmus passt.

Auch der Einfluss von Meditation, Bewegung und gesunder Ernährung am Morgen auf die Produktivität wird oft überbewertet. Natürlich kann es helfen, mit einem klaren Kopf in den Tag zu starten, aber ob dies durch Meditation oder einen Spaziergang geschieht, ist von Person zu Person unterschiedlich.

Dabei ist es auch entscheidend, die eigenen Bedürfnisse zu berücksichtigen. Schlafmangel oder eine zu starre Routine können kontraproduktiv sein und langfristig zu Erschöpfung führen. Studien zeigen, dass ausreichender Schlaf essenziell für kognitive Funktionen und die allgemeine Gesundheit ist. Eine Morgenroutine, die den Schlaf verkürzt, könnte also eher schaden als nützen.

Flexibilität statt Zwang

Anstatt eine strikte Morgenroutine zu erzwingen, ist es sinnvoller, eine flexible Herangehensweise zu entwickeln. Frag dich: Was brauche ich wirklich, um gut in den Tag zu starten? Für manche mag das ein kurzer Spaziergang sein, für andere eine Tasse Kaffee und ein paar Minuten Lesen. Für mich ist es eine ausgiebige Dusche, um dabei ganz entspannt meinen Tag kurz im Kopf durchzugehen.

Es geht nicht darum, eine Routine blind zu übernehmen, nur weil sie bei jemand anderem funktioniert. Vielmehr solltest du auf deinen Körper und Geist hören und herausfinden, was dir am besten hilft, produktiv und zufrieden in den Tag zu starten.

Für viele Menschen kann es hilfreich sein, verschiedene Elemente einer Morgenroutine auszuprobieren und herauszufinden, was am besten funktioniert. Dies könnte zum Beispiel bedeuten, an einem Tag zu meditieren, an einem anderen Yoga zu machen und dann zu sehen, welche Aktivität den größten positiven Einfluss auf deinen Tag hat.

Balance finden

Die Morgenroutine sollte dir helfen, den Tag entspannt und fokussiert zu beginnen, nicht zu zusätzlichem Stress führen. Es ist wichtig, eine Balance zu finden zwischen den verschiedenen Aktivitäten, die dir guttun, und denen, die dir vielleicht aufgezwungen vorkommen.

Manche Menschen benötigen mehr Zeit, um in den Tag zu starten, andere sind sofort voll da. Erlaube dir, flexibel zu bleiben und deine Routine je nach Tagesform anzupassen. Vielleicht bedeutet das an manchen Tagen, länger zu schlafen, oder die Routine komplett wegzulassen.

Fazit: Deine Morgenroutine – Dein Weg

Der Mythos, dass eine strikte Morgenroutine der einzige Weg zum Erfolg ist, hält einer genaueren Betrachtung nicht stand. Es gibt keine „Einheitsgröße“, wenn es um die perfekte Art und Weise geht, den Tag zu beginnen. Was für den einen funktioniert, muss nicht zwangsläufig auch für den anderen passen.

Lass dich nicht von den Morgenroutinen anderer unter Druck setzen. Experimentiere, finde heraus, was dir guttut, und entwickle eine flexible Routine, die zu deinem Lebensstil und deinen Bedürfnissen passt. Der Schlüssel zu einem erfolgreichen Tag liegt nicht in der strikten Befolgung einer Routine, sondern darin, deinen eigenen Rhythmus zu finden und ihm zu folgen.

Letztendlich ist es dein Leben, dein Tag, und damit auch deine Entscheidung, wie du diesen beginnst. Das Wichtigste ist, dass du dich damit wohlfühlst und dass deine Routine dir hilft, dich gut auf den bevorstehenden Tag vorzubereiten – egal, wie diese Routine aussieht.

Lese weitere Artikel zum Thema Konzentration und Produktivität:

Über den Autor:

Christian Lembke

Bereits seit Beginn seines Arbeitslebens interessiert sich Christian für Produktivität und Effizienz im Berufsalltag. Heute stellt er sich neben seiner Tätigkeit im Marketing eines Automobilkonzerns immer wieder auch den Herausforderungen des modernen Arbeitsalltags. Hierzu gehören neue, effiziente Prozesse und Produktivitätssteigerungen.

Bleibe immer auf dem Laufenden und verpasse keinen neuen Artikel - mit dem Newsletter von Incrivity. 
Melde dich jetzt an!



Inhalte
Letzte Veröffentlichung